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Chiasamen – Superfood oder Pestizidschocker?


Chiasamen gelten als „Novel Food“

Die EU-Vorschriften kategorisieren Lebensmittel, so ist es leichter ihnen bestimmte Regelungen zuzuordnen. So sind Lebensmittel, die noch nicht vor Mai in „erheblichem Umfang“ konsumiert wurden sogenanntes Novel Food, zu deutsch neuartige Lebensmittel. In dieser Kategorie sind neue Lebensmittel, Lebensmittel aus neuen Quellen, neue Stoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden, sowie neue Verfahren und Technologien zur Herstellung von Lebensmitteln enthalten.

Was ist Chia überhaupt?

Doch was ist Chia eigentlich. Die Chia-Pflanze stammt ursprünglich aus Zentral- und Südamerika. Nach der Ernte werden die Samen mechanisch gereinigt und von ihren Blüten und Blättern getrennt. Die Chiasamen sind fast ausschließlich ein Import-Produkt. Die häufigsten Herkunftsländer  sind Bolivien, Mexico oder Uganda. Die Samen werden aber auch vereinzelt in Deutschland angebaut.

Chia- uns Leinsamen im ständigen Vergleich

Oft werden Chiasamen mit Leinsamen verglichen. Das liegt daran, dass sich die Nährstoffe der beiden stark ähneln. Allerdings kann man nicht ganz von Zwillingen reden, denn einige Unterschiede gibt es dann doch.

► Hier finden Sie mehr über das Thema Novel Food


Inhaltsstoffe

Chiasamen

Leinsamen

Fett

31-40%

31%

Gesättigte Fettsäuren*

2,8-4%

2,5-2,8%

Einfach ungesättigte Fettsäuren**

2,2-4,4%

5,9%

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren***

25-33%

23%

Eiweiß

17-24%

24-29%

Ballaststoffe

30-34%

27-39%

Calcium

456-631 mg/100g

198 mg/100g

Zink

5-6 mg/100g

5,5 mg/100g

* hauptsächlich Palmitin- und Stearinsäure
** hauptsächlich Oleinsäure
*** hauptsächlich Linol (Omega-6-Fettsäure)- und Linolensäure (Omega-3-Fettsäure)


Zulassung von Chiasamen als „Novel Food“

Im Jahr 2009 wurden die Chiasamen als Novel Food, also neues Lebensmittel, zugelassen. Anfangs wurde die Verwendung jedoch auf den Einsatz als Lebensmittelzutat in Broterzeugnissen mit einem Höchstgehalt von 5% beschränkt.

2013 wurde der Verwendungszweck erweitert. Seitdem sind die Power-Samen auch als reine vorverpackte Chiasamen erhältlich.

Eine Verpflichtung gab es jedoch dabei: Es musste auf der Verpackung deutlich gemacht werden, dass die tägliche Einnahme von Chiasamen 15g nicht überschreiten sollte.

Mit dieser Erweiterung durften Chiasamen nun auch in Frühstückscerealien, Backwaren oder Mischungen aus Früchten, Nüssen uns Samen mit jeweils 10% Chiasamenanteil verwendet werden.

2017 folgte die nächste Erweiterung: Mit der Erstellung der Unionsliste der neuartigen Lebensmittel wurde auch die Verwendung der Chiasamen 2018 nochmals erweitert. Sie durften nun auch in Fruchtsaft und Frucht-/Gemüsesaftmischungen verwendet werden. Jedoch gab es auch hier eine Begrenzung von 15g/Tag.

2020 entfielen die Einschränkungen zur maximalen Tagesverzehrmenge dann vollständig.

Pestizidbelastung bei Chiasamen

So gesund die Chiasamen auch sind, bei einer zu hohen Pestizidbelastung kann der Verzehr mehr Schaden anrichten, als die Supersamen dem Körper helfen. Da stellt sich einem die Frage, ob Chiasamen wirklich so ein Superfood ist, oder es sich nicht bei näherer Betrachtung als Pestizidschocker herausstellt.

Das CVUA Stuttgart wollte dem auf den Grund gehen und hat 2022 zwanzig Proben von Chiasamen auf eine Pestizidbelastung untersucht. 15 Proben kamen dabei aus ökologischem Anbau, bei dem der Einsatz von Pestiziden untersagt ist. Bei dem anderen Proben war der Einsatz zwar grundsätzlich erlaubt, jedoch müssen sich an Grenzwerte gehalten werden.

Hier haben wir die Ergebnisse der Untersuchung einmal zusammengestellt:


Pestizidrückstände
(> 0,01 mg/kg)

Beanstandungsquote und Anzahl betroffener Proben

Beurteilung durch das CVUA Stuttgart

Bio (15)

Konventionell (5)

Phosphonsäure

-

60 % (3)

3x Ohne Beanstandung

Haloxyfop

7 % (1)

-

1x Hinweis/Bemängelung*

Pirimiphos-methyl

7 % (1)

-

irreführende Bio-Kennzeichnung

Paraquat

7 % (1)

80 % (4)

3x nicht verkehrsfähig (2x Konventionell, 1x Bio), zusätzlich eine irreführende Bio-Kennzeichnung

Wo Bio draufsteht, ist auch Bio drin – oder etwa doch nicht?

Wie man der Tabelle entnehmen kann, zeigen sich hier einige Unstimmigkeiten in den Ergebnissen.

In 3 konventionellen Proben wurde das Pestizid Phosphonsäure gefunden. Dies war aber noch unterhalb der erlaubten Höchstmenge und daher nicht zu beanstanden.

Das Pestizid Haloxyfop wurde in einer Bio-Probe entdeckt. Das wurde vom CUVA Stuttgart vor dem Hintergrund, dass Pestizide nicht verwendet werden sollen, bemängelt. Denn der Wert lag über dem für Bio-Produkte herangezogenen Orientierungswert von 0,01 mg/kg. Auch wurde das Pestizid Primiphos-methyl in einer Bio-Probe entdeckt. Auch hier lag der Wert über dem Orientierungswert. In diesem Fall wurde sogar die Kennzeichnung als „Bio“ als irreführend bewertet.

Am weitaus schlechtesten abgeschnitten hat das Pestizid Paraquat. Denn dies wurde in ganzen 5 Proben nachgewiesen. Hiervon war eine Probe sogar ein Bio-Präparat.

In drei Fällen wurde das Produkt als nicht verkehrsfähig beurteilt. Im Fall des Bio-Produktes wurde auch hier die Kennzeichnung als „Bio“ als irreführend bewertet.

Das zeigt, dass nicht überall, wo Bio draufsteht auch Bio drin ist.

Leinsamen vs. Chiasamen – wer macht das Rennen?

Neben der persönlichen geschmacklichen Präferenz, die in den meisten Fällen ausschlaggebend für die Entscheidung des Gewinners ist, sollte man aber eventuell noch andere Umstände berücksichtigen.

Denn wir die Auswertung des Tests des Bio-Proben als irreführend bewertet werden müssen, da sich nicht an dem Orientierungswert von Pestiziden gehalten wurde. Bei den konventionellen Proben liegt die Beanstandungsquote sogar bei 40%, mit dem Ergebnis, dass einige Proben aus dem Verkehr gezogen werden müssen.

Aber auch hier ist Vorsicht geboten: denn eine allgemeine Bewertung kann man bei einer Anzahl von 5 Proben natürlich nicht abgeben.

Wenn man diese Untersuchung allerdings mit vergleichbaren Untersuchungen von Leinsamen im Jahre 2022 vergleicht, macht es einen großen Unterschied.

Denn hier wurden keine gesicherten Höchstmenggenüberschreitungen festgestellt. Weder bei Bioprodukten noch bei konventioneller Ware.

Auch wenn selbst das Ergebnis der Chiasamen nicht als alarmierend zu bewerten sind, entscheidet sich der ein oder andere vielleicht doch lieber für seinen Gegner, der zumindest im der Pestizid-Disziplin ganz klar den Punkt für sich gewinnt.

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