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Compliance als unternehmerische Strategie der Verhinderung von Gesetzesverstößen durch organisatorische Maßnahmen ist seit einiger Zeit ein beliebtes Diskussionsthema und hat erheblich an Bedeutung gewonnen. „Compliance“ leitet sich vom englischen „to comply with“ ab, was übersetzt so viel heißt wie „übereinstimmen mit“ oder „konform sein mit“. Unter Compliance wird somit das Handeln in Übereinstimmung mit rechtlichen und ethischen Regeln verstanden. Compliance lässt sich somit als Gesamtheit sämtlicher Maßnahmen definieren, welche ein rechtmäßiges bzw. regelkonformes Verhalten gewährleisten bzw. sicherstellen sollen und kann demnach als wesentliches Element von Integrität bzw. als integraler Bestandteil der Unternehmensführung begriffen werden. Investitionen in Compliance sind ein wichtiger Schritt, um Wirtschaftskriminalität präventiv zu bekämpfen.
Compliance gewinnt zunehmend an Bedeutung. Dieser Wandel wird auch durch etwaige Gesetzesinitiativen, wie beispielsweise den Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Integrität in der Wirtschaft, das erst vor Kurzem der Diskontinuität anheimgefallen ist, jedoch ein deutliches Compliance-Bekenntnis enthielt, verstärkt. Wichtig ist vor allem, dass unternehmensintern die Umsetzung funktioniert. Entscheidend ist eine entsprechende Auseinandersetzung mit dieser Thematik im Rahmen der Führungsebene; der „Tone from the Top“ ist von immenser Bedeutung. Compliance und Integrität müssen wesentlicher Teil der Organisations-DNA werden. Doch wie sieht es aus, wenn Regeln und Vorgaben auf einmal nicht mehr ausreichen? Wie soll mit unerwarteten und neuen Situationen umgegangen werden?
Schon seit jeher gibt es Situationen, in denen Menschen selbst entscheiden müssen – und ihnen gerade keine konkrete Vorgehensweise an die Hand gegeben wird bzw. werden kann. Compliance ist daher mehr als schlichte Regel- und Gesetzeskonformität. Compliance muss auch den „unerwarteten“ Fällen gerecht werden und dem entsprechenden Mitarbeiter oder der Führungskraft ein hilfreiches „Handwerkszeug“ liefern, um sich bestmöglich in sämtlichen Situation zu verhalten.
Ethische und legale Risiken können nur reduziert werden, wenn an den entsprechenden Kompetenzen von Führungskräften und Mitarbeitern und damit an deren persönlicher Integrität (Personal Integrity) gearbeitet wird.
Das Hauptproblem liegt darin, dass Mitarbeiter häufig überfordert sind, kommt es zu Konfliktsituationen, die ethische und rechtliche Risiken bergen. Wie soll man sich bestmöglich verhalten? Wie kann man den „Schaden“ klein halten? Das notwendige Zutrauen fehlt den handelnden Personen, sie wissen nicht, ob sie das „Richtige“ tun. Solche Situationen sind äußerst misslich – aus Unternehmenssicht, aber auch aus Mitarbeitersicht. Letztere leiden unter diesen Druck- und Stresssituationen, was nicht selten auch zu Burnouts u. ä. führen kann. Doch auch die umgekehrte Situation lässt sich häufig vorfinden. So überschätzt manch einer seine Urteilsfähigkeit und ist letztlich blind für entscheidende Faktoren, die für das Unternehmen jedoch von immenser Relevanz sind (z.B. Reputationsrisiken usw.).
Gefördert werden muss somit die „persönliche Integrität“. Nur so können Handelnde zu verantwortungsvollen und fähigen Entscheidungsträgern „ausgebildet“ werden, um missliche Situationen bestmöglich zu unterbinden.
Es wird davon ausgegangen, dass „Entscheidungsheuristiken“ (simple but smart questions / Heuristik bezeichnet die Kunst, mit begrenztem Wissen und wenig Zeit dennoch zu praktikablen Lösungen zu kommen) ausreichen könnten, um das Vertrauen der entsprechenden Führungskräfte bzw. Mitarbeiter in die eigene Entscheidungsfähigkeit zu stärken.
Diese Entscheidungsfähigkeit soll trainiert werden können, beispielsweise durch die Entwicklung eines digitalen Lerntools, welches es den Führungskräften und Mitarbeitenden ermöglicht, eine sinnvolle Entscheidungsheuristikimmer wieder zu erproben und somit Entscheidungsfähigkeit aufzubauen bzw. die Kompetenz zu fördern. Durch dieses regelmäßige Training können Mitarbeiter ein Gefühl für die richtige Entscheidung entwickeln; sie erhalten (grobe) Anhaltspunkte, welches Verhalten in welchen Situationen angebracht ist.
Zwar gibt es entsprechende Arbeitskreise, wie beispielsweise den mit dem Titel „Compliance als Führungsaufgabe“– zweifelsohne sind diese auf Führungskräfte zugeschnittenen besonderen Methoden, Herangehensweisen und Strategien extrem wichtige Aspekte, um die Compliance und Integrität nachhaltig zu fördern und zu verankern (im Hinblick auf diesen Punkt gibt es bspw. bereits einen „Fragenkatalog Compliance als Führungsaufgabe“ und ein „Kompendium Compliance als Führungsaufgabe“). Compliance liegt letztlich aber auch, bzw. gerade, in der Verantwortung des einzelnen Mitarbeiters. Denn jede und jeder steht für das Unternehmen ein und muss dessen Compliance- und Integritätskultur leben. Compliance funktioniert nur als Teamwork.
Wichtig ist es also, dass wissenschaftlich fundierte Entscheidungsheuristiken und digitale Tools entwickelt werden, die dabei helfen, dass sämtliche Mitarbeiter sich überhaupt „compliant“ verhalten können. Der Ansatz, die persönliche Integrität jedes Einzelnen zu stärken ist daher äußerst begrüßenswert – und ein Schritt in die richtige Richtung!
Sie haben Fragen rund um das Thema Compliance-Recht? Die Rechtsanwälte von SBS Legal weisen umfassende Expertise im Bereich Compliance-Recht auf. Kontaktieren Sie uns daher gerne – wir beraten Sie kompetent sowie fachlich versiert und freuen uns darauf, Ihnen bestmöglich weiterzuhelfen und eine passgenaue, individuelle Lösung zu präsentieren.