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| Lebensmittelrecht, Wettbewerbsrecht

Lebensmittelkennzeichnung und Etiketten: Mehr Transparenz?


Die Kennzeichnung von Lebensmitteln spielt eine entscheidende Rolle bei der Kaufentscheidung von Verbrauchern. Sie soll sicherstellen, dass Käufer umfassende Informationen über Inhaltsstoffe, Nährwerte und mögliche Risiken erhalten. Doch der aktuelle Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs (ERH) zeigt: Das System der Lebensmittelkennzeichnung in der EU weist erhebliche Lücken auf, die Verbraucher verwirren und eine fundierte Wahl erschweren können.

Regelungen zur Lebensmittelkennzeichnung: Ein Flickenteppich aus Vorschriften

Die EU hat einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der gewährleisten soll, dass Verbraucher klare und verständliche Informationen über Lebensmittel erhalten. Dies geschieht durch verschiedene Verordnungen, darunter die Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) sowie Vorschriften zu nährwert- und gesundheitsbezogenen Angaben.

Allerdings kritisiert der ERH, dass wesentliche Aktualisierungen dieser Vorschriften noch ausstehen. So sind sieben der elf geplanten Reformen – darunter Regelungen zu Allergenkennzeichnungen, Nährwertprofilen und Lesbarkeit – bis heute nicht umgesetzt worden. Diese Verzögerungen führen dazu, dass Verbraucher in verschiedenen EU-Staaten mit uneinheitlichen Kennzeichnungssystemen konfrontiert sind.

Irreführende Kennzeichnungen: Ein Risiko für Verbraucher

Ein weiteres großes Problem sind Etiketten, die Verbraucher in die Irre führen können. Unternehmen verwenden zunehmend verwirrende oder nicht belegte Angaben, etwa Begriffe wie „natürlich“, „frisch“ oder „Clean Label“. Zudem fehlen einheitliche Vorgaben für gesundheitsbezogene Angaben zu pflanzlichen Inhaltsstoffen, sodass Werbeversprechen oft nicht wissenschaftlich abgesichert sind. Genauere Informationen über Angaben auf einem Etikett erfahren Sie in unserem Artikel Etikettenprüfung. Bei weiteren Fragen diesbezüglich steht wir Ihnen als Anwalt für Etikettenprüfung jederzeit gern zur Verfügung.

Auch Nachhaltigkeitslabels nehmen zu – mit mehr als 200 verschiedenen Siegeln im EU-Lebensmittelsektor. Doch ohne klare Regeln und Zertifizierungsstandards bleibt unklar, welche Produkte tatsächlich nachhaltiger sind.

Nährwertkennzeichnung: Uneinheitlichkeit erschwert gesunde Entscheidungen

Nährwertkennzeichnungen auf der Packungsvorderseite sollen Verbrauchern helfen, gesündere Lebensmittel leichter zu identifizieren. Doch bislang gibt es keine einheitliche EU-weite Regelung. Während einige Länder das Nutri-Score-System nutzen, setzen andere auf alternative Modelle wie das „Keyhole“-Symbol oder die „NutrInform Battery“. Diese Uneinheitlichkeit kann dazu führen, dass Verbraucher je nach Land mit unterschiedlichen Bewertungssystemen konfrontiert sind.

Hinzu kommt das Problem der sogenannten Nährwertprofile: Produkte mit hohem Zucker-, Fett- oder Salzgehalt dürfen dennoch mit positiven Nährwertangaben wie „reich an Vitamin C“ beworben werden. Die EU hätte bereits 2009 Grenzwerte für solche Angaben festlegen sollen – doch bis heute fehlen diese Regelungen.

Kontrollsysteme und Sanktionen: Ein schwaches Fundament

Zwar sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, Kontrollsysteme einzurichten, um die Einhaltung der Kennzeichnungsvorschriften zu überwachen. Doch der Bericht des ERH zeigt erhebliche Schwachstellen:

  • Die Kontrollen konzentrieren sich oft nur auf verpflichtende Angaben, während freiwillige Kennzeichnungen seltener überprüft werden.
  • Der Online-Handel wird kaum kontrolliert, obwohl hier zunehmend Lebensmittel verkauft werden.
  • Sanktionen bei Verstößen sind oft nicht abschreckend genug, sodass Unternehmen kaum Konsequenzen für falsche Kennzeichnungen fürchten müssen.

Fazit: Reformbedarf für eine verbraucherfreundliche Kennzeichnung

Die Lebensmittelkennzeichnung in der EU hat das Potenzial, Verbrauchern wichtige Informationen zu liefern – doch es gibt dringenden Reformbedarf. Die Europäische Kommission muss bestehende Lücken im Rechtsrahmen schließen, verbindliche Kennzeichnungssysteme einführen und die Kontrollen verschärfen. Nur so können Verbraucher in der gesamten EU auf transparente, verständliche und zuverlässige Informationen zählen.

Was bedeutet das für Verbraucher?

  • Achten Sie auf verpflichtende Angaben wie Zutatenliste, Nährwerttabelle und Allergene.
  • Hinterfragen Sie Werbeversprechen auf Etiketten kritisch, insbesondere bei gesundheitsbezogenen und ökologischen Aussagen.

Unterstützen Sie Initiativen für eine einheitlichere Lebensmittelkennzeichnung, um mehr Transparenz im Markt zu schaffen.


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