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Nutri-Score-Update: strengere Anforderungen an Bewertung


Lebensmittel müssen fortan strengere Anforderungen für die Nutri-Score-Bewertung erfüllen

Am 01.01.2024 tritt eine aktualisierte Berechnungsmethode mit strengeren Anforderungen für die Bewertung von Lebensmitteln durch den Nutri-Score in Kraft. Für Produkte, die bis Ende 2023 hergestellt und mit der abweichenden Kennzeichnung nach dem alten Algorithmus versehen wurden, gilt eine Übergangs- beziehungsweise Abverkaufsfrist von zwei Jahren.

Wie erfolgt die Bewertung von Lebensmitteln mit dem Nutri-Score?

Bei dem Nutri-Score handelt es sich um eine freiwillige Nährwertkennzeichnung für Lebensmittel, die seit einigen Jahren ohne rechtliche Bedenken in Deutschland verwendet werden darf. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft wird die Kennzeichnung von mehr als 760 Lebensmittelherstellern verwendet. Der Nutri-Score bietet ein einfaches und verständliches Label mit einer fünfstufigen Bewertungsskala von A bis E, das Verbrauchern bei dem Einkauf gesünderer Lebensmitteln helfen soll. Die Bewertung erfolgt durch die Berechnung einer Gesamtpunktzahl der wichtigsten Nährstoffe eines Produkts. Dabei werden sowohl Nährstoffe mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit als auch solche mit positiven Eigenschaften in die Lebensmittelbewertung einbezogen. Jeder berücksichtigte Inhaltsstoff bekommt je nach seinem Mengenanteil eine bestimmte Punktzahl, bei der Pluspunkte den allgemeinen Nutri-Score verbessern und Minuspunkte ihn verbessern. Die Differenz zwischen Plus- und Minuspunkten ergibt eine abschließende Nährwertpunktzahl. Je kleiner die Punktzahl ist, umso besser ist die Bewertung des Lebensmittels durch den Nutri-Score. Die Gesamtwertung hängt dabei von der allgemeinen Zusammensetzung des jeweiligen Produkts ab, sodass nicht jede Änderung der gesamten Nährwertpunktzahl direkt zu einem schlechteren oder besseren Nutri-Score führt. 

Welche Änderungen sind für die Bewertung der Lebensmittel geplant?

Insbesondere die Berechnung der Kennzeichnung für flüssige Milchprodukte, rotes Fleisch, Zucker und Salz sollen strenger ausfallen. Dadurch bekommen viele Produkte eine schlechtere Bewertung, wohingegen es nur bei wenigen Lebensmitteln zu Verbesserungen der Nutri-Scores kommt.

Milchprodukte gelten bei Bewertung nicht mehr als allgemeine Lebensmittel

Mit der neuen Berechnungsmethode fallen flüssige Milchprodukte nicht mehr unter die allgemeinen Regeln für Lebensmittel, sondern zählen zu der Nutri-Score-Kategorie der Getränke. Zuvor zählten Getränke mit einem Milchanteil von mindestens 80 % zu den allgemeinen Lebensmitteln der Nutri-Score-Bewertung. Zu dieser Bewertungskategorie zählen ebenfalls pflanzenbasierte Getränke, nicht aber flüssige Lebensmittel wie Suppen.

Getränke werden gesondert von anderen Lebensmitteln bewertet

Die Kennzeichnung von Lebensmitteln mit dem Nutri-Score A ist reinem Wasser vorbehalten, sodass Getränke allein dadurch schlechter bewertet werden. Die Bewertung durch den Nutri-Score soll allerdings nicht dazu führen, dass Hersteller Zucker einfach durch Zusatzstoffe ersetzen. Deshalb werden für den Einsatz von Süßstoffen vier Punkte vergeben, die sich negativ auf die Kennzeichnung der Lebensmittel auswirken. Ab 2024 werden daher vermutlich viele Getränke mit Süßungsmitteln häufig eine Kategorie schlechter als bisher abschneiden. Zuckeralkohole wie Maltit und Xylit, die in dem Anhang 3 der Fragen und Antworten zu dem Nutri-Score-Update aufgeführt sind, werden für die Bewertung hingegen nicht berücksichtigt. 

Strengere Anforderungen für die Bewertung von Zucker und Salz

Um die gesündere Lebensweise von Verbrauchern zu unterstützen, werden auch Zucker und Salz durch das Nutri-Score-Update strenger bewertet. Wurde ein Müsli-Riegel mit 22 g Zucker zuvor mit vier Zucker-Punkten bewertet, fließen nun sechs Punkte in die Bewertung der Kennzeichnung. Bei erhöhten Zuckermengen mussten die Produktherstellern vor dem Update mit zehn Negativpunkten rechnen, wogegen ab 2024 bis zu 15 Punkte möglich sind. Um den Zucker-Einfluss zu bewerten, wird ein Referenzwert von 90 g pro Tag für die Lebensmittelbewertung herangezogen. Auch eine Pizza mit 3,3 g Salz auf 100 g, die zuvor mit zehn Salz-Punkten bewertet wurde, bekommt für die Nutri-Score-Bewertung nun 16 Punkte. Zudem steigt die Höchstpunktzahl der Lebensmittelbewertung ab 2024 von zehn möglichen Negativpunkten auf 20. 

Ballaststoffe können Nutri-Score-Bewertung von Lebensmitteln positiv beeinflussen

Bisher konnte bereits ein geringer Zusatz an Ballaststoffen den Nutri-Score eines Lebensmittels verbessern, wodurch manche Weißbrote trotz geringen Ballaststoffmengen eine gleiche Bewertung wie ernährungsphysiologisch bessere Vollkornbrote bekamen. Um solche Kennzeichnungsfehler zukünftig zu vermeiden, erfordert eine bessere Kennzeichnung ab 2024 einen Mindestgehalt von 3 g der Ballaststoffe auf 100 g des Lebensmittels. Um die Höchstpunktzahl fünf für die Bewertung zu erreichen, müssen 7,4 g von 100 g an Ballaststoffen in dem Lebensmittel vorliegen. 

Auch Proteine in Lebensmitteln können die Nutri-Score-Kennzeichnung verbessern 

Neben Ballaststoffen kann auch ein höherer Eiweißgehalt den Nutri-Score von Lebensmitteln verbessern. Der Höchstwert der postiven Minuspunkte beträgt ab der Neuerung 2024 sieben Punkte, wohingegen zuvor lediglich fünf möglich waren. Dadurch kann beispielsweise eiweißreiches Hühnerfleisch mit 20 g Proteinen auf 100 g des Lebensmittels mit der Höchstpunktzahl positiv bewertet werden. Rotes Fleisch wird hingegen deutlich strenger bewertet. Während bis zu dem Update fünf Positiv-Punkte möglich waren, können nun maximal zwei der guten Minuspunkte für die Kennzeichnung erreicht werden. Dadurch wird rotes Fleisch fortan prinzipiell schlechter bewertet als beispielsweise Geflügel oder Fisch. Wann genau von "rotem Fleisch" auszugehen ist, ist allerdings noch unklar, sodass es sowohl bei isoliertem Fleisch als auch in Mischung mit anderen Lebensmitteln (wie in Fertiggerichten) zu Problemen kommen kann.

Nüsse und Öle bekommen eigene Lebensmittel-Kategorie

Eine weitere Neuheit bei der Berechnung der Kennzeichnung von Lebensmitteln mit dem Nutri-Score ist, dass Nüsse, Saaten, Öle und Fette künftig eine eigene Kategorie bekommen. Ihre Bewertung erfolgt nach ähnlichen Maßstäben wie bei allgemeinen Lebensmitteln, Unterschiede gibt es allerdings bei der Einschätzung von deren Energiegehalt und dem Anteil an gesättigten Fettsäuren. Der Nutri-Score von einem Lebensmittel kann sich daher verbessern, wenn es sich um gesunde pflanzliche Fette und Nüsse mit ungesättigten Fettsäuren handelt. 


Wie geht es mit dem Nutri-Score weiter?

Bis Ende 2025 gilt eine Übergangsfrist für bereits registrierte Unternehmen zur Umstellung der Kennzeichnung von Lebensmitteln, um nicht bereits produzierte Produkte und Verpackungen vernichten zu müssen. Lebensmittel, die erst ab dem 01.01.2024 neu produziert werden, müssen hingegen in jedem Fall nach den strengeren Anforderungen bewertet werden. In der Übergangsphase kann es deshalb dazu kommen, dass es für die Verbraucher nicht erkennbar ist, ob Lebensmittel mit verschiedenen Nutri-Scores nach dem alten oder neuen Maßstab gekennzeichnet wurden. Spätestens ab dem 01.01.2026 müssen schließlich alle Lebensmittel mit dem strengeren Nutri-Score bewertet werden. Aktuell läuft eine Befragung der Stakeholder, die relevante Rezepturen für Beispielberechnungen der Nutri-Score-Bewertungen liefern sollen. Langfristig plant die Europäische Kommission abschließend eine verpflichtende front-of-pack-Nährwertkennzeichnung, wie es der Nutri-Score schon jetzt in freiwilliger Form bietet. 


SBS LEGAL - Ihre Anwälte für Lebensmittelrecht 

Die neuen Nutri-Score-Regelungen können insbesondere in der Übergangsphase für Unklarheiten bei Verbrauchern und Unternehmen sorgen. Um bei den Richtlinien der Kennzeichnung von Lebensmitteln den Überblick zu behalten, können unsere Fachanwälte für Lebensmittelrecht Sie bei  Ihren Fragen und Problemen unterstützen. 

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